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Dieter Dorn (1938-2011)

"Wenn du Stress hast, bist du auf dem falschen Dampfer!"

Dieter Dorn beim Unterrichten seiner Methode im Rahmen eines Ausbildungsseminar

Die Teilnehmer wurden in Gruppen zu 3 Personen eingeteilt. Jeder übernahm einmal die Rolle des Patienten, einmal die Rolle des Therapeuten und einmal die Rolle des Beobachters. Dieter Dorn machte die Runde und zeigte den Teilnehmern immer wieder die Anwendung der Methode.

Die Ausbildungen bei Dieter Dorn dauerten nur einen Tag. Er war der Meinung, dass man nur einen Impuls weiter geben müsse. Die Methode funktioniere intuitiv. Wer die Intuition nicht habe, bei dem sei zusätzlicher Unterricht vergeblich.

Mein letztes Gespräch mit Dieter Dorn über seine Methode

Ich habe von verschiedenen Gesprächen mit Dieter Dorn Tonaufnahmen gemacht. Hier ein Auszug seiner Worte:

Alter der Dorn-Methode

Ich denke, dass unsere Methode schon sehr alt ist, so alt wie es Menschen gibt. Ich denke auch, dass die Methode Dorn älter ist als die Chiropraktik. Es hat immer schon Leute gegeben, auch vor mir, die so etwas gemacht haben, in allen Ländern, nicht nur bei uns im Allgäu.

Wie die Methode zu mir kam

Als ich meinen Hexenschuss vor fast dreißig Jahren bekam, bin ich zu einem alten Bauern gegangen, der mir mit einem Daumendruck geholfen hat. Er selbst hatte die Methode von einer Frau abgeschaut, die seine Dienstboten und seine Tiere einrichtete. Nachdem er mir geholfen hatte, habe ich es sofort bei meiner Frau versucht, und durch den Erfolg ermutigt, ging es weiter.

Unterschied zur Chiropraktik

Ich behandle auch Tiere. Katze, Hund, Schwein und Pferd sind schon dran gewesen. Die wollen auch ihr Leiden los werden. Denen kann man genauso helfen wie Menschen, das ist im Prinzip nicht anders. Nur, man braucht für die Methode Gefühl, und wer das Gefühl nicht hat, tut sich da äußerst schwer, so dass er sie wieder aufgibt.

So ist meiner Meinung nach die Chiropraktik entstanden. Bei der Chiropraktik braucht man nämlich nicht so viel Gefühl, da macht man sportliche Stretchings, ruckweise Bewegungen, und benutzt Griffe, die man eingeübt hat. Das ist nicht immer ganz so schonend. In dieser Hinsicht hat unsere Methode einen wesentlichen Vorteil. Bei der Chiropraktik werden die Muskeln durch Schnelligkeit überrascht: Bevor der Patient eine Abwehr machen kann, muss das Gelenk schon drin sein. Das kracht rein durch ruckweise Bewegung.

Bei uns hingegen werden die Muskeln eingeladen. Wenn der Patient den Kopf hin- und herbewegt, Arme oder Beine schwingt, schiebt er sich seine Wirbel selbst rein. Mit äußerem Drücken allein geht kein Wirbel rein. Der Behandler bestimmt nur die Richtung, in die sich der Wirbel durch die Muskelbewegungen hinein spielt. Darum werden die Arme geschwungen, nicht etwa um den Patienten abzulenken. Wenn man die Arme schwenkt, drehen sich auch Wirbel und Bandscheiben ein bisschen hin und her. Und dadurch kann der Behandler Fehlstellungen wieder schön in die richtige Stellung reinspielen.

Dorn-Therapeuten gibt es eigentlich nicht

Streng genommen ist ja der Muskel der Reinspieler, also der Patient ist selbst der Therapeut. Wir helfen ihm nur. Es gibt an sich gar keine Dorn-Therapeuten, das bietet die Methode Dorn nicht an. Das muss man einmal richtig sehen, auch gesetzlich richtig sehen: Wir sind keine Therapeuten. Es gibt Bücher mit Listen von Dorn-Therapeuten, ich erschrecke schon, wenn ich diesen Ausdruck höre. Der Patient therapiert sich selbst mit seinen eigenen Muskelbewegungen. Wir können die Muskelbewegungen nicht für den Patienten machen. Dann müssten wir wieder zur Chiropraktik gehen, ruckweise arbeiten und die Muskeln überraschen.

Besser als Spritzen und Chiropraktik

Unsere Methode ist zwar uralt, aber da sie viel Gefühl benötigt ist sie, wie ich vermute, kaum bekannt und verbreitet. Die Chiropraktik oder das Verabreichen von Spritzen gehen leichter und scheinbar schneller – und heutzutage muss alles schnell gehen. Aber was nützt es, wenn der Patient Jahrzehnte lang nur Spritzen kriegt und das Ganze betäubt. Wenn er hingegen eingerichtet wird und danach Selbsthilfeübungen macht, dann ist ihm geholfen. Das kostet letztendlich weniger Zeit als die Behandlung durch Chiropraktik oder Spritzen.

Drücken statt Chemie und Spritzen

Das Volk kapiert es auch so langsam: so viel Spritzen, so viel Chemie – außer Schaden bringt das nichts. Gestern hatte ich eine 90-jährige Patientin; ihr Kreuz war verschoben und ihr war ganz schwindelig. Sie berichtete, dass der Arzt Medikamente verschrieben hat, die ihr auf den Magen gingen und dass sie einen so starken Magendruck bekommen hätte. Ich richtete ihr das Kreuz und gut war’s, da brauchte sie die Medikamente nicht mehr.

Weibliche Methode

Unsere Methode ist eine weibliche Methode, das sieht man schon an den Seminarteilnehmern, es sind überwiegend Damen da. Die Damen bringen schon mehr Gefühl mit, und wenn sie unsere Methode kennenlernen, dann sagen sie sich, das wäre was für mich, mit einem Fingerchen. Die Herren sind ein bisschen anders geartet, vielleicht mehr auf Schnelligkeit, auf „Zeit ist Geld“ ausgerichtet. Da gibt es manche, die fühlen immer weniger, dafür haben sie immer mehr Krankheiten. Nichts zu fühlen bringt nichts, da wird man nur kränker und unausgeglichener, und das Kreuz wird wund.

Ein Spruch von Gottfried Keller lautet:
„Während man dem Geist immer mehr Nahrung gibt, und die Köpfe erhellt, lässt man nicht selten das Herz erkalten.“

Es gibt zwei Pole in uns, den weiblichen und den männlichen Pol, man kann auch sagen den Verstandespol und die Gefühlsseite. Links ist unser Herz, unsere Gefühle. Rechts ist der Verstand, das Pflichtbewusstsein, das Lernen. Schon die Körpersprache entwickelt sich daraus. Da habe ich mir auch meine Gedanken gemacht, warum es so viele Rechtshänder gibt.

Unterschiedliches Bücken bei Muss und Möchte

Wenn Sie z.B. einen Patienten haben, den Sie mögen und den Sie pflegen, und Sie müssen sich für ihn bücken, dann gehen Sie beim Bücken gerade herunter: Die Herzseite bückt sich mit. Wenn Ihnen der Patient aber nicht mehr am Herzen liegt – vielleicht resignieren Sie auch ein bisschen als Helfer – dann gibt ihr Herz die Sache auf und Sie müssen es halt machen. Ihre Bückbewegung sieht dann anders aus, die Herzseite möchte sich nicht mehr mitbücken. Darum nenne ich auch die rechte Seite die Muss-Seite und die linke Seite die Möchte-Seite.

Notwendigkeit des Gleichgewichts von Müssen und Möchten

Und wenn sich dieses Möchten und dieses Müssen nicht mehr die Waage hält, dann kommen wir aus dem Gleichgewicht, körperlich und geistig. Wenn das z.B. in Ihrem Beruf der Fall ist, wäre es besser, Sie würden Ihrer Berufung folgen und Ihr Talent nutzen. Oder wenn das nicht möglich ist, achten Sie darauf, dass Sie in Ihrer Freizeit das machen, was Ihnen Spaß macht. Ob Sie jetzt ein Bild malen oder ob Sie Tennis spielen oder was auch immer. Versuchen Sie mal, es mit links zu machen, mit der Möchte-Seite. Es ist ja auffallend, das gerade im Tennissport fast jeder dritte Linkshänder ist gegenüber den 90 Prozent Rechtshändern in der Bevölkerung. Sport, das was man möchte, was Freude macht, machen die mit links.

Einmal kam eine Frau zu mir zur Behandlung, die zu Hause zwei Kinder hatte. Zwei Wochen später kam sie noch einmal vorbei, weil ihr das, was ich gesagt hatte, zu denken gegeben hatte. Sie berichtete, dass ihre Tochter Linkshänderin sei und nur mache was sie möchte. Die Mutter war darüber verärgert, weil sie selbst eine pflichtbewusste rechtshändige Person war. In diesem Fall war die Mutter aus dem Gleichgewicht und das Kind ebenfalls. Keine hielt die Waage von Müssen und Möchten und jede wird es irgendwann im Kreuz kriegen. Die Linkshänderin auf der einen Seite und die Rechtshänderin auf der anderen.

Notwendige psychische Aspekte der Dorn-Anwendung

Auf das Gleichgewicht von Müssen und Möchten müssen wir bei der Behandlung auch eingehen, das bloße Wirbel-Reindrücken bringt nicht viel. Damit können Sie zwar Spontanheilungen erzielen, aber nur für acht Tage. Dann stolpert der Wirbel an der gleichen Stelle wieder heraus, weil der Patient so weiter wurschtelt wie bisher.

Wir gehen einen Schritt weiter und betrachten nicht nur den Körper, sondern auch die Psyche. Warum ist der eine Rechtshänder, der andere Linkshänder? Wie beeinflusst der Körper die Psyche? Wie drückt sich die Psyche in der Körpersprache aus? Wir sehen den Menschen ganzheitlich.

Nutzung des „Zufalls“

Und dann gibt die so genannten Zufälle. Doch es fällt einem nichts unwillkürlich zu, diese Zufälle sind schicksalsbedingte Gegebenheiten. So sehe ich zum Beispiel auch meinen Hexenschuss. Vorher hatte ich die Leute, die es im Kreuz hatten, immer ausgelacht, vor allem, wenn sie dann zu jenem alten Bauern gingen. Als ich meinen Hexenschuss hatte, stand er kurz vor seinem Lebensende, vier Wochen später war er schon nicht mehr ansprechbar. Ich war sein letzter Patient und danach konnte er die Augen schließen. Das war schicksalsbedingt – ich wurde zu ihm „gerufen“, um die Methode weiterzuentwickeln und weiterzugeben.

Lebenserfüllung durch gern gemachte Mühe

Man legt sich manchmal eine Verpflichtung auf und macht sich mit einer Sache Mühe und Arbeit, aber irgendwie macht man das auch gern. Und wenn man etwas gerne macht, ist es kein Stress und keine Arbeit. Dann ist es eine Erfüllung, ein erfülltes Leben. So soll es sein, und nicht so, dass man umsonst durch die Welt wandert.

Das Leben soll Erfüllung sein, jeder soll die Talente, die er hat, nutzen, und auch die Schicksalsschläge wahrnehmen. Alles hat zwei Seiten, auch wenn etwas ein noch so bitterer Schicksalsschlag ist. Selbst da gibt es auch immer gute Seiten. Zwei drei Jahre später, wenn man sein Schicksal angenommen hat, denkt man anders darüber. Ja, da ist man sogar noch froh, das es so gelaufen ist. Es hat alles seinen Sinn. Jede Geburt, jeder Abgang, jede Heirat, Kinder oder keine Kinder, das ist alles nicht so ungewollt, also es sollte alles so sein. Das muss man verstehen, und man muss das Beste daraus machen. Und das hab ich auch gemacht, und so ist die Methode Dorn entstanden.

Was heißt entstanden? Die Methode gab es schon immer. Aber ich habe sie ein bisschen verfeinert und weiter ausgebaut, sonst wäre sie noch mehr verkümmert.

Dr. Hansen

Und es war auch kein Zufall, dass Dr. Hansen auf mich zu kam. Er war Orthopäde und Chirurg aus Bremen, der sich im Ruhestand hier im Allgäu niederließ, unweit von hier. In Bremen hatte er recht viele Bandscheiben operiert. Hier hörte er in der Bevölkerung „Wenn’st im Kreuz hast, dann musst’ zum Dorn gehen“ – „Wer ist der Dorn?“, fragte er gleich – „Ja, das ist kein Arzt, das ist ein Bauer, und ein Sägewerk hat er.“ Das interessierte ihn ungemein. Er war viel in der Welt herumgereist, sogar bei den Geistheilern auf den Philippinen ist er gewesen, das interessierte ihn als Facharzt für Orthopädie und Chirurgie. Mit ihm habe ich die ersten Kurse gestaltet. Da hatte die Methode noch gar keinen Namen, „Arzt und Heiler im Zusammenspiel“ war der Titel der ersten Seminare.

Und dann sind die Schüler munter geworden, sie wollten die Methode auch weitergeben, da mussten wir der Sache einen Namen geben. Ob ich meinen Namen zur Verfügung stellen würde, fragten sie mich. „Ja wenn ihr das möchtet“, sagte ich. So kam es zur Dorn-Methode. Besser ist es eigentlich, man sagt, „Methode Dorn“, sonst denken Leute, das hängt mit den Dorn-Fortsätzen zusammen. Es ist reiner Zufall, das ich auch Dorn heiße. Außerdem arbeiten wir ja auch an den Querfortsätzen, da müsste man dann ja von einer Dorn-Quer-Methode reden.

Dr. Hansen hatte hier im Allgäu ein Haus der Gesundheit gegründet. Er sagte, für den Patienten sei ist sinnlos, zu denken, man gibt dem Arzt den Krankenschein, so wie es damals üblich war, und erhält Gesundheit zurück. Der Patient muss selbst etwas tun. Und nur weil unsere Methode Selbsthilfeübungen beinhaltete, war er davon überzeugt und berief mich zu den Seminaren. Von Therapie hatte er die Nase voll. Dreißig Jahre lang Arztpraxis! Er sagte, das Therapieren sei eine sinnlose Angelegenheit.

Darum sehe ich es nicht gern, das die Leute von Dorn-Therapie sprechen. Man kann Patienten mit Therapie begleiten, aber der Patient muss selbst aktiv werden, damit er gesund wird und wieder zur Mitte findet. Darum geht es, um die Mitte. Denn wenn ein Wirbel verschoben ist, stimmt auch unser Muskelsystem nicht. Dann sind auch die Muskeln verschoben. Es geht hier nicht um starke oder schlaffe Muskulatur, das muss ich betonen, sondern um Längenunterschiede von Muskeln, die von der Körpersymmetrie her gleich lang sein müssten. Wenn die Muskeln auf beiden Körperseiten nicht gleich lang sind, zieht das die Wirbel raus – egal ob die Muskeln schlaff oder stark sind.

Neben den Selbsthilfeübungen empfehle ich deshalb Sportarten, die die Körpersymmetrie fördern, wie Schwimmen, Tanzen, Wandern, Joggen, Reiten (solange man nicht vom Pferd fällt), Radfahren (die Seite des Auf- und Absteigens ab und zu wechseln). Ungünstige Sportarten sind Tennis, Badminton, Kugelstoßen, Golf oder Kegeln und dergleichen, die die Körpermuskulatur einseitig fördern. Da könnte man natürlich auch die Seite wechseln, aber das macht man halt nicht. Man dreht den Körper einseitig, wie beim einseitigen Arbeiten, und das ist nicht ideal für unsere Wirbelsäule.

Unerwartete Nebeneffekte des Wirbeldrückens

Nachdem ich die ersten Patienten behandelt hatte, berichteten diese von unerwarteten Nebeneffekten, wie „Jetzt hab ich keine Herzschmerzen mehr.“ oder „Der Stuhlgang ist wieder normal geworden“, „Meine Augen sehen wieder besser“ oder „Der Kleine macht nicht mehr ins Bett“. Wenn das so ist, dachte ich mir, dann müsste das alles mit der Wirbelsäule zusammenhängen, denn ich drücke ja bloß an der Wirbelsäule.

Damals kam die Akupunktur gerade so richtig in Mode und es erschienen so viele Bücher dazu, dass man sich fragte, welches man nehmen sollte. Da fand ich das Buch „Akupunktur ohne Nadeln“ von J.V. Cerney, einem Amerikaner, der in China gelernt hatte. Das ist ein gutes Werk, inzwischen längst vergriffen. Vielleicht können Sie es noch in Bibliotheken, antiquarisch oder auf dem Flohmarkt ergattern. Bei meiner Behandlungstätigkeit konnte ich Cerneys Zuordnung von Wirbeln und Organen laufend bestätigen. Manchmal ist es zwar auch ein verschobener Nachbarwirbel, der in seiner Wirkung ausstrahlt, aber die Zuordnungs-Zeichnung stimmt auffallend.

Die Wirbelsäule und ihre Verbindungen
zu Geweben, Drüsen und Organen

nach j.V. Cerney, "Akupunktur ohne Nadeln", Verlag Hermann Bauer 1975 Freiburg i. Breisgau

Halswirbel:

  1. Schädel, Gesicht, Blutzufuhr zum Kopf, Gehirn, Ohren, Sympathikus
  2. Gesichtshöhlen, Augen, Stirn, Zuge, Sehnerv
  3. Wangen, Zähne, Ohren, Gesichtsknochen
  4. Mund, Lippen, Nase, Ohrtrompete
  5. Stimmbänder, Rachenhöhle, Halsdrüsen
  6. Halsmuskeln, Mandeln, Schultern
  7. Schulterschleimbeutel, Ellenbogen, Schilddrüse

Brustwirbel:

  1. Unterarm und Hand, Luftröhre, Speiseröhre
  2. Herzklappen, Herzkranzgefäße
  3. Brustkorb, Lungen, Brüste, Bronchien
  4. Gallenblase und Gallengänge
  5. Leber, Blut, Sonnengeflecht
  6. Magen
  7. Zwölffingerdarm, Bauchspeicheldrüse
  8. Milz, Zwerchfell
  9. Nebennieren
  10. Nieren
  11. Harnröhre und Nieren
  12. Dünndarm, Eileiter, Blutkreislauf

Lendenwirbel:

  1. Dickdarm
  2. Bauch, Appendix, Oberschenkel, Blinddarm
  3. Geschlechtsorgane, Blase, Knie
  4. Ischias-Nerv, untere Rückenmuskeln, Prostata
  5. Bein, Fußknöchel, Fuß, Hüfte, Gesäß, Mastdarm, After

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